*Silke, wie kann ich Streit verhindern?*

Was kann ich tun, wenn ich nicht streiten will? Kann ich Streit verhindern?

Eine Frage, die ich öfters gestellt bekomme. Ich drehe die Frage dann gerne um: Welches Verhalten und welches Mindset verursachen denn Streit?

Hierzu hat fast jeder Antworten parat. Wir wissen grundsätzlich sehr gut, was Streit auslöst. Wir erkennen bei den anderen deutlich, was diese „falsch“ machen. Und wir spüren Unbehagen, wenn wir selbst mit streitprovozierendem Verhalten konfrontiert werden.

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Und mal Hand aufs Herz und so ganz unter uns, wer hat noch nie Vorwürfe gemacht und noch nie auf einen Vorwurf mit einem Gegenvorwurf reagiert? Ich unterstelle jetzt einmal, und erlebe es ja auch immer wieder in meiner Praxis, dass wir das alle tun. Da wird ein Automatismus in Gang gesetzt, den wir häufig bereits in der Kindheit entwickelt haben: Ich werde angegriffen, also verteidige ich mich. Schwups ist der Streitkreislauf gestartet.

Die Wurzeln des Streits liegen bei streitauslösendem Verhalten. Schlau, gell? 🙂 Je besser wir dieses Denken und Verhalten erkennen und in der Folge im Griff haben, umso mehr Kontrolle gewinnen wir und umso öfter werden wir destruktive Konflikte vermeiden können. Werfen wir nun einen Blick auf meine Top 7 Zündler.

Meine Top 7 Streitanzünder:

 

1. Kommuniziere schriftlich und/oder über Dritte

Menschen sind unterschiedlich, ebenso ihre Kommunikation. Wir sind der Meinung etwas klar und deutlich gesagt zu haben und dennoch versteht der Empfänger unsere Worte nicht wie geplant. Übermitteln Dritte Botschaften, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das „Richtige“ ankommt noch einmal verringert. Beim Schreiben fehlt der direkte Dialog. Ohne Stimme und Gesicht sehe ich keine Reaktion und keine Emotion. Schreiben hat den Vorteil, dass man länger nachdenken kann. Das ist aber zugleich ein Nachteil. Beim Lesen gebe ich dem Text meine subjektive Einfärbung und das Gegenüber kann nicht reagieren. Und ich kann immer und immer wieder hinein lesen und meine Emotionen mit jedem Mal verstärken.

2. Sprich deine Erwartungen nicht aus!

Warum auch? Das Gegenüber muss dich doch lesen können. Es ist doch klar, was zu tun ist. Sorry, das ist es allzu oft nicht. Jeder lebt ein bisschen in seiner eigenen Welt und nur, wenn wir dem anderen erzählen, wie es darin aussieht, kann er unsere Wünsche und Erwartungen erfüllen. Ich kann mir natürlich wünschen, dass es auch ohne Worte klappt, allerdings muss mir klar sein, dass ich sehr oft enttäuscht sein werde.

3. Sieh in der Veränderung beim Gegenüber die Lösung!

Es ist oft so einfach: Mei, wenn´s der andere doch  bloß kapieren würde! Wenn er sich doch nur anders verhalten würde. Ja, wenn, wenn  und nicht ich, sondern der andere. Gib keiner anderen Person die ganze Macht und nimm deine Verantwortung für das, was im Miteinander passiert, wahr.

4. Mach Vorwürfe und Schuldzuweisungen!

Du möchtest, dass eine andere Person ihr Verhalten ändert, weil du es als störend und negativ empfindest. Du gibst ihr die Schuld für deine negative Empfindung. Auf Vorwürfe und Schuldzuweisungen folgen so  gut wie immer Rechtfertigungen. Der Fokus liegt weder auf den unbefriedigten Bedürfnissen, noch auf den Möglichkeiten, wie das Miteinander für beide Seiten zufriedenstellender gestaltet werden kann.

5. Nur deine Meinung ist richtig!

Wer sagt, was richtig oder falsch ist? Wer kennt die absolute Wahrheit? Wenn es sich nicht, um eine mathematische Formel oder ein physikalisches Gesetz handelt (und selbst hier kann es neue Erkenntnisse geben), sondern um Meinungen/Annahmen/Wahrnehmungen, steht keine über der anderen. Das Recht eine bestimmte Ansicht zu haben steht jedem zu.

6. Hab kein Interesse an deinem Gegenüber!

Wenn mich das Gegenüber nicht interessiert und mir gleichgültig ist, dann kann ich mir den Austausch ersparen. Er würde zu nichts Sinnvollem führen.

7. Sei voreingenommen!

….und lass keine Änderung zu.  Wir schubladisieren alle, oft unbewusst. Das ist nicht per se schlecht. Aber, wenn ich nicht bereit bin, neue Erfahrungen und Informationen zu zulassen und mein Denken zu verändern, dann verschließe ich mich einem konstruktivem Austausch.

Kommt dir das eine oder andere bekannt vor? Schon mal erlebt? Schon mal gemacht? Also, ich schon, beides, erlebt und gemacht. Natürlich weiß ich es besser, aber es ist menschlich nicht immer „optimal“ zu reagieren.

Deine Strategie gegen destruktiven Streit

 

1. Bewusstmachen der Anzünder

Es gibt mehr, als die von mir genannten Anzünder. Wir alle sind dafür anfällig. Deshalb sei achtsam und freu dich, wenn du wieder einen entlarvt hast. 🙂

2. Eingeständnis, dass man das auch selbst macht

Nur dann kannst du gegensteuern und den Streitkreislauf stoppen. Bleibt dein Blick nur auf das Gegenüber gerichtet, bleibst du blind für deinen Anteil an der Situation. Und, auch wenn dir das auf den ersten Blick nicht gefällt, du hast Anteil. Dieser Anteil kann auch passiv sein, also, dass du es mit dir geschehen lässt. Dein Verhalten spielt eine Rolle. Du hast Gestaltungsmacht.

3. Reflexion des eigenen Verhaltens 

Schau dir dein Verhalten an und prüfe deine Annahmen. Was hast du gut gemacht, was hättest du anders machen können? Sind deine Annahmen belegbar oder kommen sie aus dem eigenen Kopfkino? Was bist du bereit zu ändern? Bist du für einen konstruktiven Austausch offen? Willst du das überhaupt oder passt es dir so eh ganz gut? Was ist dein Antrieb in der Angelegenheit? Steht sich der Aufwand einer Auseinandersetzung dafür oder ist dir das Thema nicht wichtig genug? Ist Rückzug für dich der bessere Weg? Bist du von außen beeinflusst? Was willst du tun? Was willst du erreichen? Brauchst du Unterstützung?

4. Empowern: Wie ich handle und denke, entscheide ich. Damit gestalte ich.

Es ist nicht deine Aufgabe das Gegenüber zu verändern. Dazu hast du weder das Recht, noch die Verantwortung. Du bestimmst aber über dein Verhalten und dein Denken. Du kannst dich streitfördernd verhalten oder dich offen für eine konstruktive Auseinandersetzung zeigen. In den meisten Fällen reagiert das Gegenüber positiv, wenn es bemerkt, dass es mit Interesse, Respekt und auf Augenhöhe behandelt wird. Ist der Streitpartner allerdings nicht an einem sinnvollem Austausch interessiert, liegt es bei dir, ob du dich auf das destruktive Gespräch einlässt, oder dich dafür nicht zur Verfügung stellst.

Wenn du in einer brenzligen Situation bist und keine Mediation/Aussprache bei einem selbständigen Mediator in Frage kommt oder es sich um ein psychosoziales Thema handelt, dann findest du hier eine Liste mit Kontakten für kostenlose Hilfe:

KostenloseHilfe2023

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Streit.Werk.Statt - MEDIATION für Dich & Deine Liebe(n) / © Silke Pauritsch 2023
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